INHORGENTA 2017: Der Messerundgang Teil I mit Schwerpunkt klassische Uhren

Die Inhorgenta 2017 fand dieses Jahr zum zweiten Mal mit dem neuen Hallen-Layout statt. Eine wesentliche Verbesserung brachte, wie bereits im Vorjahr, die Konzentration des Themas Uhren in Halle A1 mit sich. Auch dieses Mal hat sich das neue Hallenkonzept wieder bewährt.

Der Besucher hat in Sachen Uhren auf dem Messegelände nun einen eindeutigen Anlaufpunkt. Ferner gilt zu bemerken, dass 2017 wieder mehr Aussteller (+5%) auf der Messe vertreten waren.

So war die Fossil Group mit ihren Lizenzmarken wieder mit dabei und lobte den Themenbereich „Intelligente Uhren“ aus. Aber auch Schweizer Traditionsmarken, wie die Firmen Doxa oder Victorinox fanden erstmals den Weg nach München.

Die Messe präsentierte sich denn auch mit einer bunten Vielfalt an Ausstellern und Neuheiten, die wir im Folgenden kurz vorstellen wollen. Dabei treffen wir immer häufiger auch auf das Thema Intelligente Uhren, Connected Watches oder Smartwatches, wie die neuartigen Uhren zuweilen genannt werden. Darüber berichten wir in einem eigenen Teil II.

Junghans

Der zweifellos gelungenste Stand auf der Inhorgenta war jener von Junghans. Der in der Mitte des Standes inszenierte Mercedes 500K von 1935 war ein wahrlicher Anziehungspunkt und Publikumsmagnet.

Der Inspiration luxuriöser historischer Automobile und ihrer Instrumente entspringt auch eine Erweiterung der Meister Driver Serie von Junghans.

Im Bild: Junghans „Meister Driver Day Date“ automatic

Einem alten Tachometerblatt ist diese wunderschöne Kreation nachempfunden: Die Junghans „Meister Driver Day Date“ automatic

Junghans hatte aber nicht nur für Freunde traditioneller Formen etwas mitgebracht, sondern präsentierte auch eine völlig neue Modellinie von ausgesprochen modern wirkenden Uhren.

Die „Form A“ und „Form C“ genannten Modelle sind in verschiedenen Ausführungen verfügbar.

Im Bild: Junghans „Form A“ automatic

Im Stil dazu passend der Chronograph mit hochwertigem Quarzwerk.

Inhorgenta 2017 : Junghans FORM C

Im Bild: Junghans „Form C“ Chronograph

 

Rosenthal

Ein weiterer sehr bekannter Hersteller in Deutschland ist die Firma POINTtec, mit den Marken Junkers und Zeppelin und neuerdings auch Rosenthal. Der Porzellanhersteller aus Selb fertigt für eine neue Kollektion von Uhren in seiner Manufaktur die Zifferblätter aus feinstem Porzellan in einem mehrstufigen, äußerst anspruchsvollen Fertigungsverfahren. Interessierten Besuchern wurde die hohe Schule deutscher Handwerkskunst am Stand im Detail erläutert.

Die vorgestellte Kollektion neuer Uhren vermittelte einen Eindruck über die Vielfalt an gestalterischen Möglichkeiten. Aufgrund der 100%igen Handarbeit ist jedes Zifferblatt ein Unikat.

Inhorgenta 2017: Rosenthal

Das Modell „Tropea“ mit seinen feinen Tropfen auf dem Porzellanzifferblatt strahlt eine ungeheure handwerkliche Faszination aus.

Im Bild: Modell „Tropea“ von Rosenthal

 

Zeppelin

Die Marke Zeppelin war sehr aktiv und stellte die völlig neuen Modelle „LZ120 Rome“ sowie die exklusiv für Damen entworfene Linie „Grace“ vor.

Inhorgenta 2017: Zeppelin LZ 120 Rome

Im Bild: Zeppelin „LZ120 Rome“, Quarz

Das betont filigran und elegant gehaltene Modell passt mit seinen weichen Formen, den fein gezeichneten Römischen Indizes sowie dem tiefen Blau des Zifferblattes perfekt in die Zeit. Einen erfrischenden Kontrast bildet dazu das in hellbraun gehaltene Lederband mit Krokoprägung.

 

Im Bild: Zeppelin „LZ120 Rome“ automatic mit ETA 2824

Die neuen Modelle aus der Serie „LZ120 Rome“ sind aber auch in hellen Zifferblattvarianten mit mechanischem Uhrwerk und automatischen Aufzug sowie alternativ mit hochwertigem, ganggenauen Quarzwerk erhältlich.

Das neue Modell „Grace“ wurde exklusiv für die Damen der Schöpfung geschaffen.

Im Bild: Zeppelin Modell „Grace“

Grace gefällt durch die feine Kissenstruktur auf dem Zifferblatt. Die an den Stundenindizes eingelassenen Swarovski Kristalle unterstreichen das feminine Erscheinungsbild. Endlich mal wieder etwas ganz anderes und ausschließlich für die Damen!

 

Aristo-Vollmer

Die Goldstadt Pforzheim feiert in diesem Jahr ihr 250 jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gibt es von Aristo-Vollmer ein limitiertes Jubiläumsmodell aus der Modellreihe Erbprinz mit der Aufschrift „250 Goldstadt“

Im Bild: Erbprinz, Modell „250 Goldstadt“

Das Sondermodell Erbprinz „250 Goldstadt“ ist auf exakt 100 Stück limitiert und wird mit einer individuell ausgestellten Urkunde geliefert. Als Antrieb dient ein schön veredeltes Automatik-Kaliber SW200 aus dem Hause Sellita.

Überraschend elegant wirken die typischen Fliegeruhren von Aristo im sandgestrahlten Gehäuse, wenn sie ein tiefblaues Zifferblatt erhalten. Nach Aussage von Piloten würde dadurch sogar die Ablesbarkeit weiter verbessert.

Das Haus Aristo-Vollmer ist aber auch immer wieder für eine Überraschung gut. Unter dem Markennamen „Messerschmitt“ wurde eine Uhrenserie aufgelegt, bei der das Zifferblatt aus ausgestanztem Flugzeugblech einer ausgemusterten Messerschmitt ME 262-Aero stammt.

Im Bild: Fliegeruhr Modell Messerschmitt mit Zifferblatt aus ausgestanztem Flugzeugblech

Als Schmankerl erhält der Kunde beim Kauf der Uhr auch jenes Stück Blech dazu, aus dem das Zifferblatt für „seine„ Uhr gestanzt wurde.

 

Doxa

Beim Gang durch die Messehallen treffen wir auf einen alten Bekannten. Gerd-Rüdiger Lang, der einstige Gründer der Marke Chronoswiss hat sein Unternehmen längst an einen Nachfolger abgegeben. Gerd-Rüdiger Lang ist aber nach wie vor aktiv und so kümmert sich jetzt um einen kleinen, aber feinen Schweizer Uhrenhersteller, damit dieser in diesen nicht ganz einfachen Tagen auf dem deutschen Markt leichter Fuß fassen kann.

Die Firma Doxa wurde bekannt durch seine kompromisslosen Taucheruhren, denen schon der berühmte französische Taucher und Meeresforscher, Jaques Cousteau, vertraute. Das Modell SUB 4000 sticht dabei durch seine in einem leuchtenden Orange gehaltene Farbgebung heraus.

Inhorgenta 2017: Doxa Sub 4000T

Im Bild: DOXA „SUB 4000 T“

Die bis 4000 Fuß bzw. 1000 m Wassertiefe dichte Uhr ist als professionelles Tauchgerät konzipiert. Nicht nur die Ablesbarkeit ist perfekt, jedes Detail ist auf Robustheit und zuverlässige Funktion ausgelegt.

Für den zivileren Einsatz hat Doxa das ansprechend wirkende Modell „Shark“ konzipiert. Die einseitig drehbare Lünette ist aus absolut verschleiß- und kratzfester Keramik gefertigt.

Im Bild: DOXA „Shark Ceramica“ automatic

Doxa kann aber auch elegant und vornehm. Beispielhaft sei hier die Doxa „Blue Planet GMT“ automatic genannt.

Im Bild: DOXA „Blue Planet GMT“ automatic, mit einem als Sternenhimmel gestalteten Zifferblatt

 

Ebel

Die Eleganz ist bei Ebel Programm. Ganz besonders für die Damen. Die berühmte Ebel „Wave“ wurde vor wenigen Jahren wieder neu aufgelegt und entwickelt sich immer mehr zum Publikumsliebling.

Ist schon das Damenmodell ein absoluter Schmeichler am Handgelenk, so steht dem die Herrenvariante in nichts nach.

Die Stahl-Gold Variante ist attraktiv wie eh und je und die Verarbeitung von Gehäuse und Band sind schlichtweg einzigartig und über jeden Zweifel erhaben. Keine einzige scharfe Kante, alles fühlt sich weich und geschmeidig an.

Für die Baselworld hat EBEL wohl noch eine Überraschung parat. Wir sind schon sehr gespannt.

 

Locman

Der Uhrenhersteller Locman aus Italien betreibt auf der malerischen Insel Elba sein Atelier und hatte u.a. das Modell „Montecristo“ mit dabei.

Im Bild: Locman Italy, Modell „Montecristo Chronograph“

 

Im Bild: Locman Italy, Modell „Montecristo Chronograph“, Rückansicht

Das Modell „Montecristo“ von Locman gehört zu der seltenen Spezies von Chronographen, die von einem mit automatischen Aufzug ausgerüsteten Schaltradkaliber angetrieben werden.

 

Victorinox

Zum ersten mal auf der Inhorgenta mit dabei ist die Schweizer Firma Victorinox, vielen bekannt von den berühmten Schweizer Taschenmessern. Victorinox baut aber nicht nur hervorragende Taschenmesser, sondern ebenso hervorragende Uhren.

Im Bild: Victorinox, Modell „I.N.O.X“ mit Gehäuse aus speziell legiertem und daher extrem zähem Titan

Das auf der Inhorgenta vorgestellte Modell Victorinox „I.N.O.X“ mit einem Gehäuse aus Carbon hat es in sich. Die Uhr ist an Robustheit kaum zu überbieten, muss sie doch eine Unzahl an härtesten Test überstehen.

Im Bild: Victorinox, Modell „I.N.O.X“ mit Gehäuse aus speziellem Carbon sowie dem patentierten „Paracord-Band“

Den Fall aus 10 Metern Höhe muss die „I.N.O.X“ von Victorinox ebenso unbeschadet überstehen, wie das Überfahren durch einen 64-Tonnen-Panzer. Auch Wassertiefen bis 200 Meter und eine zweistündige Maschinenwäsche im Kochprogramm können ihr nichts anhaben. Dabei ist die I.N.O.X – ganz nebenbei gesagt – eine durchaus schöne Uhr, von der man gerne die Zeit abliest.

Im Bild: Victorinox, Modell „I.N.O.X“ mit Gehäuse aus Edelstahl und einer abnehmbaren Schutzhaube aus Silikon

Für alle Modelle der Serie I.N.O.X bietet Victorinox einen Überzug aus elastischem Silikon an, der das Gehäuse der Uhr vor den Strapazen des Alltags schützt, damit sie abends beim Gang ins Theater – ohne Silikonhülle versteht sich – in vollem Glanz und ohne jegliche Kratzer erscheint.

Fazit

Die besuchten Hersteller und ihre vorgestellten Uhren zeigen, welch vielfältige Gestaltungs- und Interpretationsmöglichkeiten die Hersteller anspruchsvoller Uhren aktuell vorweisen, um dem Fachbesucher ihre Kompetenz und Handlungsfähigkeit, auch in dieser schwierigen Zeit, unter Beweis zu stellen.

Inhorgenta 2017

Also alles gut und mit ungetrübter Zuversicht und voller Kraft voraus ins Jahr 2017? Leider nicht ganz. Wo Licht ist, ist zumeist auch Schatten, so könnte man abschließend sagen.

Den etablierten Uhrenhersteller macht nicht nur die allgemein bekannte Kaufzurückhaltung zu schaffen, es drängen auch die neuen intelligenten Uhren mit hoher Vielfalt und Geschwindigkeit auf den Markt und bieten vor allem der jüngeren Käuferschicht mehr und mehr eine Alternative zur klassischen Uhr. Dazu äußern wir uns im zweiten Teil unseres Beitrags zur Inhorgenta 2017.

Das ist aber der Gang der Dinge und so müssen sich die Uhrenhersteller die Frage stellen, und jeder für sich selbst beantworten, wie der einzelne mit der sich verändernden Situation umgeht und welche Schlüsse er für sich und sein Unternehmen daraus zieht.

Ganz und gar nicht dem normalen Gang der Dinge entspricht jedoch, dass zusehends Trittbrettfahrer sich auf ziemlich dünnes Eis begeben und versuchen, sich noch schnell ein Stück vom Kuchen abzuschneiden. Dazu gehören u.a. Anbieter, die es mit der Angabe der Herkunftsbezeichnung nicht so ganz genau nehmen.

Da steht auf dem Zifferblatt klar und deutlich zu lesen „Made in Germany“ und das geschulte Auge erkennt schon aus einiger Entfernung – ohne das (gute) Stück überhaupt anzufassen – dass hier ein Produkt einfachster asiatischer Machart die Vitrine ziert, sofern man von zieren überhaupt sprechen kann. Ob dieses  angebliche „Made in Germany“ den durch einschlägige Gerichtsurteile klar umrissenen Anforderungen tatsächlich Stand hält, wäre im Einzelfall zu prüfen.

Und dann gibt es Anbieter, die einen alten Deutschen Namen wiederbeleben, sich dabei auf die gute alte deutsche Uhrmachertradition berufen und eine Webseite schalten, welche nur Englisch oder wahlweise Chinesisch spricht. Wenn dann, obgleich es sich um eine DE-Domain handelt, noch nicht einmal ein Impressum zu finden ist, welches Ross und Reiter nennt, dann bewegt sich das ganze Geschäftsmodell offensichtlich in schwierigem Fahrwasser.

Der Kunde wird im einen, wie auch im anderen Fall in seiner Kaufentscheidung möglicherweise fehlgeleitet. Aber auch der Fachhandel hat seine liebe Not, die Spreu vom Weizen zu trennen.

An dieser Stelle sollten die rechtschaffenen Uhrenhersteller überlegen, ggfs. mit Unterstützung der Verbände, gegen solche Anbieter vorzugehen. „Made in Germany“ ist immer noch ein Qualitätsbegriff und das sollte so bleiben, auch –  sogar ganz besonders – bei Uhren.

Insofern sehen wir der Inhorgenta 2018 bereits heute mit großem Interesse entgegen.

Im Bild: Save the Date Inhorgenta 2018, 16. – 18. Februar 2018

 

Der Autor:

Herr Dipl.-Ing. (FH) Patrick Weigert ist als Geschäftsführer einer Unternehmensberatungsgesellschaft u.a. für die Automobil- und Luxusgüterindustrie tätig und beobachtet und analysiert als Mitbegründer und Gesellschafter beim Deutschen Uhrenportal die Entwicklungen und Trends auf dem Sektor für hochwertige Uhren und neue Technologien.

 

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