Die Munichtime 2015, nun schon zum achten Mal in München und zum siebenten Mal im Bayerischen Hof, war wieder ein Stern am Eventhimmel für Uhrenliebhaber. Nirgendwo sonst bekommt der Endverbraucher die einmalige Gelegenheit, hochwertige Uhren nahezu aller Preisklassen aus nächster Nähe bestaunen und auch anfassen zu können. Die Traumuhr um das Handgelenk zu legen, mit mehreren Wettbewerbsprodukten unmittelbar zu vergleichen und dabei als Ansprechpartner nicht ein und denselben Verkäufer vor sich zu haben, sondern einen zumeist kompetenten Repräsentanten des jeweiligen Herstellers, ist zweifellos eine Klasse für sich; und das alles noch rechtzeitig vor Weihnachten.
Wir haben beim diesjährigen Besuch wieder einige Schwerpunktthemen aufgenommen und werden in zwei Teilen darauf näher eingehen. In Teil eins wenden wir uns einigen deutschen Uhrenherstellern zu, in Teil zwei sehen wir uns über die Grenzen hinweg bei einigen Schweizer Marken um.
Obgleich die Zeiten durch das angespannte globale Umfeld insgesamt schwieriger werden, war die Stimmung überwiegend gut und auch die Besucher gut gelaunt.
Im Eingangsbereich der Ausstellung finden sich die wichtigsten Marken der Groupe Richemont. Nachdem der Besucher die Stände von Jaeger-Le-Coultre zur Rechten und Vacheron Constantin zur Linken passiert hat, trifft er direkt auf den Stand des ebenfalls zu Richemont gehörenden deutschen Premium-Herstellers A.Lange & Söhne.
Dort wurden einige Neuigkeiten präsentiert, die vor wenigen Wochen auf der Watches & Wonders in Hongkong der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Auch bei A.Lange & Söhne hält die Farbe Blau Einzug und zwar auf dem Zifferblatt des 1815 Chronographen. Die Bedruckung des Zifferblattes ist in einem angenehmen Blauton gehalten.
Der Evergreen Saxonia ist mit einem anthrazitfarbenen Zifferblatt im bekannten Weißgoldgehäuse gehalten.
Die kleine Lange 1 ist mit einem für Damen bestimmten, in blauen Farbtönen schimmernden Zifferblatt aus Perlmutt versehen.
Kompromisslose Exklusivität vermag aber auch die Glashütter Uhrenmanufaktur Moritz Grossmann dem anspruchsvollen Uhrenfreund zu bieten. Dort ist eine sehr hohe Fertigungstiefe, verbunden mit feinster Detailanmutung, anzutreffen. Die Uhren vermitteln diesen hohen Anspruch auf Anhieb und lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass Moritz Grossmann in der obersten Liga der Uhrmacherkunst mitspielt.
Als Familienunternehmen in 5. Generation legt MÜHLE GLASHÜTTE großen Wert auf die Nähe zu den Menschen, welche deren Zeitmesser tragen.
Auf der Munichtime 2015 war, wie auch schon in den Jahren zuvor, CEO Thilo Mühle persönlich vor Ort und stand den „Mühle-Fans“ Rede und Antwort. Eine Spezialität aller Uhren aus dem Hause MÜHLE GLASHÜTTE ist die sogenannte Spechthals-Feinregulierung. Mit dieser patentierten Technologie lässt sich die Regulierung des Uhrwerks nicht nur besonders präzise vornehmen, sondern ist auch ausgesprochen langzeitstabil.
Teutonia II Kleine Sekunde und Teutonia II Medium
Einen besonderen Leckerbissen gab es bei Firma SINN Spezialuhren zu bewundern. Der von geschmiedeten Jagdwaffen her bekannte Damaszener Stahl, mit seiner ganz speziellen Struktur und gut sichtbaren Maserung, wurde von Sinn Spezialuhren verwendet, um daraus eine limitierte Sonderserie von 100 Uhren anzufertigen. Aber nicht nur das Gehäuse ist aus diesem einzigartigen Werkstoff gefertigt, sondern auch das Zifferblatt. Somit erhält die Uhr ein absolut unverwechselbares Erscheinungsbild. Und jede der 100 Uhren ist wegen der Unterschiedlichkeit in der Maserung ein Unikat.
Am Stand der Borgward Zeitmanufaktur wurden dem Publikum einige interessante Neuigkeiten vorgestellt. Jürgen Betz, der Inhaber dieser kleinen, aber feinen Uhrenmanufaktur und gleichzeitig Liebhaber klassischer Automobile, präsentierte zwei Sondermodelle, die anlässlich einer kürzlich in China veranstalteten Oldtimer Rally geschaffen wurden.
Modell: Top City Classic Rally China 2015
Bei beiden Uhren ist das Kautschukarmband mit der Profilierung eines Reifens versehen. Dies verleiht einen ganz eigenen Charakter.
Aber Borgward kann nicht nur klassisch und retro, sondern auch modern und so finden sich in einigen Modellen nun auch Zifferblätter in etwas grelleren Blau- und Grüntönen.
Last but not Least ist Herr Betz auch immer wieder für eine Überraschung gut. Die von ihm genannte 2 ½ Zeiger Uhr ist mit auf halbe Länge verkürztem Sekundenzeiger versehen.
Am Stand der Firma POINTtec waren zahlreiche neue Modelle der Marken Junkers und Zeppelin zu sehen.
Die Uhren der neuen Kollektion Junkers Eisvogel sind betont klar und schlicht gezeichnet. Vermitteln dabei aber Präzision und zeitlose Eleganz. Hervorstechendes Merkmal: die um jeweils 30 Grad versetzt angeordneten Anzeigen für Datum und kleine Sekunde.
Bemerkenswert auch der neue Chronograph der Marke Zeppelin, mit dem vielversprechenden Namen „LZ126 Los Angeles“. Aber nicht nur Name und Design sind neu. Auch das erstmals von POINTtec eingesetzte Chronographenwerk, Seiko NE88, ist in dieser Umgebung neu. Dieses Schaltrad Kaliber hat schon mehrfach an anderer Stelle seine hohe Funktionalität und Qualität bewiesen, so dass auch bei dieser Anwendung nur Freude aufkommen sollte.
Die Damenserie Luna schließlich wusste ebenfalls zu gefallen. Die Zifferblätter in blau oder wahlweise weiß sind hochwertig ausgeführt und vermitteln einen femininen Charm.
Für die Damen hat POINTtec – in Zusammenarbeit mit Rosenthal – noch eine ganz besondere Serie an Uhren, mit Zifferblättern aus hochwertigem Porzellan entwickelt. Eine Augenweide, wie wir meinen.
Ein Highlight ganz besonderer Ausprägung ist die Markteinführung des neuen Manufakturkalibers DUW3001 bei Nomos. Das Debut feierte dieser Meilenstein in der noch jungen Nomos Geschichte auf der Baselworld 2015. Jetzt sind die ersten Modelle im Handel, in denen das neue Kaliber tickt. Das DUW3001 zeichnet sich durch eine besonders geringe Bauhöhe von nur 3,2mm aus.
Damit lassen sich Uhren mit automatischem Aufzug realisieren, die nur wenig mehr auftragen, als ein vergleichbares Modell mit Handaufzug. Auch im DUW3001 schlägt als Herz das Nomos eigene Swing-System.
Um zu dokumentieren, dass es sich um Modelle handelt, die erstmals dieses neue Kaliber zur Anzeige der Zeit bemühen, sind diese „Neomatic“ genannten Modelle mit einer besonderen Gestaltung der Zifferblätter versehen.
Der Grafiker und Uhrendesigner Manuel Neuhaus aus Augsburg präsentierte auf Grundlage der bereits bekannten Einzeigeruhr Neuhaus Double Speed nun eine ganz zeitgemäße Version in Schwarz, das Modell JANUS DoubleSpeed-Sport.
Nicht nur das Gehäuse wurde DLC beschichtet, auch das Edelstahlband, samt Schließe und nicht zuletzt wurden auch wichtige Bestandteile des Uhrwerks eingeschwärzt, was der Uhr ihre ganz eigene Note verleiht.
Als feste Größe findet sich auf der Munichtime alljährlich auch die Hamburger Uhrmachermeisterin Christine Genesis ein. Sie baut ihre Kollektion stetig aus und bleibt dabei aber ihrer eigenen Note treu, so dass die Uhren alle ein unverwechselbares Gesicht mit auf den Weg bekommen.
Die für unkonventionelles Uhrendesign bekannte Uhrenmanufaktur Alexander Shorokhoff war auch diesmal für eine Überraschung gut. Die weltbekannte deutsche Jazz-Musikerin Barbara Dennerlein inspirierte den Inhaber und kreativen Kopf des Unternehmens zu einer ganz besonderen Uhr. Das Zifferblatt sollte umlaufend die Tasten eines Klaviers abbilden, welche einen im Zentrum angeordneten Notenschlüssel einfassen.
Eine ganz besonders ausdrucksstarke Uhr für Individualistinnen.
Uhren der Extraklasse entstehen aber auch im Atelier von Jochen Benzinger. Kaum ein anderer beherrscht die traditionelle Kunst des Veredelns von Uhrwerken und Zifferblättern besser als er. Auf uralten Guillochiermaschinen und mit von Hand gravierten Brücken und Kloben versteht es Jochen Benzinger, Unikate von einzigartiger Schönheit zu schaffen. Wenn dann noch sein Mitstreiter Herrmann Grieb Hand anlegt, zur Säge greift und die Uhrwerksteile um all das Material befreit, welches keine wirkliche Funktion besitzt, so entstehen Uhren, die einem beim Betrachten ehrfürchtig inne halten lassen.
Begonnen haben wir den Rundgang durch die wichtigsten deutschen Uhrenhersteller bei A.Lange & Söhne, beendet haben wir ihn bei Lang & Heyne. Beide Unternehmen sind im Bundesland Sachsen zu Hause und beide Unternehmen bauen Uhren für einen kleinen und sehr exklusiven Kreis von vermögenden Uhrenliebhabern. Dort wo bei A.Lange & Söhne bereits industrielle Herstellprozesse Einzug gehalten haben, ist bei Lang & Heyne die Kunst der handwerklichen Feinuhrmacherei allgegenwärtig.
Das Modell König Johann mit einem in aufwendigster Form im eigenen Hause gefertigten Zifferblatt aus Emaille unterstreicht diesen Anspruch einmal mehr.
Modell: König Johann Champlevé
Sozusagen außer Konkurrenz der hochwertigen Armbanduhren bewegt sich das Uhrenatelier Andreas Fritsch in München. Der examinierte Uhrenrestaurator und Mitglied beim AHCI hat eine Uhr der ganz besonderen Art geschaffen. Die „Le Cercle“ genannte Tischuhr weist nicht nur extravagante Mechanismen auf, auch das Design der Uhr ist absolut einzigartig.
So zeigt sich einmal mehr, dass bereits allein die deutschen Hersteller eine ganze Menge interessanter Neuigkeiten mit im Gepäck hatten, aber auch die Klassiker nach wie vor einen hohen Stellenwert besitzen. Dem Kunden kann die bunte Auswahl nur recht sein. Allein bei den Preisen dürfte das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Hier ist in Zukunft deutlich mehr Phantasie gefragt, wollen die Hersteller weiterhin auch Kunden mit engerem Budgetrahmen erreichen.
Im zweiten Teil des Besuches der Munichtime berichten wir über eine Reihe weiterer – nicht aus Deutschland stammender – Uhrenhersteller.
LINKS:
Leider haben Sie meinen Stand, der extrem umschwärmt war, nicht besucht mit zwei Weltneuheiten. Es war meine beste Messe seit zwei Jahren !!
Leider war unsere Zeit etwas zu knapp bemessen! 😉