Autos und Uhren oder Uhren und Autos
Die IAA 2015 in Frankfurt bot beides in großer Vielfalt. Neue Autos in ihrer schönsten Form, nahezu jeder bekannte Hersteller stellte die ein oder andere Neuheit mehr oder weniger aufwendig zur Schau.
Aber auch Neuankömmlinge gab es, wie die wieder zum Leben erwachte, ehrwürdige deutsche Firma BORGWARD, mit ihrer aktuellen Kreation, einem ansprechend gezeichneten SUV, mit der Modellbezeichnung BX7.
An Uhren gab es ebenfalls einiges zu sehen und zwar sowohl in den Fahrzeugen, als in den Vitrinen der Accessoire-Bereiche der jeweiligen Hersteller.
Und nahezu jeder Automobilhersteller, der halbwegs etwas auf sich hält, versucht mit einem mehr oder weniger gut und aufwendig gestalteten Portfolio für markenspezifisches Zubehör den Fahrzeugkäufer an die Marke zu binden. Dazu zählen eben vermehrt auch Uhren.
Und dann gab es auf der IAA noch etwas ganz Neues zu erkunden, den Bereich Mobility und Connectivity.
Diese beiden Begriffe und Themen beschäftigen derzeit die automobile Welt wie kein anderes. Auch an dieser Stelle trifft der Besucher wieder auf Uhren, diesmal aber intelligente Uhren, die sogenannten Smartwatches.
Interessant zu beobachten ist ein Trend, bei dem doch einige Hersteller in ihren Fahrzeugen, neben der schon obligatorischen Anzeige der Uhrzeit, auf ohnehin vorhandenen Displays, zusätzlich – und zwar zumeist in der Mitte der Armaturentafel – wieder analoge Uhren verbauen. Das sieht wirklich schick und edel aus – ähnlich einer schönen Wanduhr im heimischen Wohnzimmer – und ermöglicht auch dem Beifahrer, selbst bei einem flüchtigen Blick, die Uhrzeit abzulesen. Viele Mitmenschen tragen keine Armbanduhr mehr, da sie ja ihr Smartphone bei sich haben bzw. die Uhrzeit ohnehin nahezu überall abgelesen werden kann. So ist die zentrale Analoguhr nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch von durchaus praktischem Nutzen.
Der ein oder andere Hersteller vertut hier allerdings die Möglichkeit, seine Uhr mit einem klangvollen und bekannten Namen zu versehen. Die Audio- und Hifi- Branche hat es da besser verstanden, den Einzug ins Automobil zu schaffen. So klangvolle Namen, wie Bose, Harman Kardon, oder Bang & Olufsen, die auf den Lautsprechern zu lesen sind, findet man auf den Ziffernblättern analoger Uhren bisher so gut wie nicht. Zumeist steht da gar nichts geschrieben oder eben „nur“ das Logo des Fahrzeugherstellers selbst; eigentlich schade, mit einer Ausnahme: Bei Artega, dem bereits für tot geglaubten, aber wie Phönix aus der Asche auferstandenen deutschen Sportwagenhersteller findet sich ebenfalls eine analoge Uhr, die von der Firma SINN Spezialuhren aus Frankfurt stammt. Na das ist doch was!
Umso mehr interessiert uns, in welcher Art und Weise die einzelnen Fahrzeughersteller dem Kunden Armbanduhren über ihren Accessoire-Bereich anbieten. Schließlich soll damit das Markenprofil zusätzlich geschärft und die Bindung an die Marke erhöht werden. Wer trägt schon eine Uhr am Handgelenk mit dem Mercedes Stern auf dem Zifferblatt, wenn er einen BMW sein eigen nennt, oder umgekehrt.
Das heißt aber nichts anderes, als dass die Uhr – wie übrigens alle anderen Accessoire-Artikel auch – perfekt zur Marke passen muss. Und genau hier tut sich der ein oder andere Hersteller offensichtlich (noch) ziemlich schwer. Seltsamerweise verstehen es nur vergleichsweise wenige Hersteller, die Qualität der Uhren, dem Anspruch der Marke entsprechend auszuwählen bzw. auszulegen.
Wenn z.B. die Premium Marke BMW stolz darauf ist, neue Fahrzeuge wie den X1 oder das Top-Modell der neuen 7er Reihe in Frankfurt zu präsentieren, gleichzeitig aber die billig gemachte Plastik-Uhr von ICE Watch mit ihrem wertvollen BMW-Logo versieht und ausstellt, dann ist das unpassend und irritierend zugleich und muss niemand verstehen. Das wertet zwar die Modemarke ICE Watch auf, die Marke BMW dafür umso mehr ab. Schade und völlig unnötig!
Nicht viel anders die Situation bei Maserati. Stellt die Firma aus Modena in Italien wieder wirklich faszinierende Automobile auf die Räder, die ein Design vorweisen, bei dem der Automobilfan vor Begeisterung auf die Knie geht, umso mehr versagt sie bei der Auswahl der dargebotenen Uhren. Das ist einfacher China-Schrott. Dafür dann vergleichsweise viel Geld zu verlangen und auch noch den Maserati Schriftzug aufs Zifferblatt zu prägen, ist nicht nachvollziehbar.
Die früher vielgescholtene Marke Mercedes, die Uhren im Angebot hatte, welche dann irgendwann zu Schleuderpreisen im Abverkauf landeten, scheinen aber endgültig vorüber zu sein.
Nicht nur die Automobile von Mercedes sind wieder ein Gesicht in der Menge und wecken Emotionen, auch die Uhren haben wieder deutlich an Format gewonnen.
Das Portfolio ist vergleichsweise breit, das Design stimmig und durchgängig und das zu vernünftigen Preisen. Dass die Uhren zudem mit „Made in Germany“ bzw. „Swiss Made“ gelabelt sind, zeugt auch davon, dass nicht nur das Design, sondern auch die Qualität einen hohen Stellenwert besitzt.
Jaguar und LandRover hatten in Sachen Fahrzeuge einiges zu bieten und punkteten mit einer sehr gut gemachten Präsentation der beiden Marken, ihrer Werte und den neuesten Produkten. Herausragend dabei der neue Jaguar F-Pace. Man muss kein Prophet sein, um diesem neuen SUV den Erfolg vorherzusagen.
Pikanterweise trafen bei Jaguar LandRover denn auch einige bekannte Gesichter zum Gruppenfoto zusammen.
Im Bild: Dr. Wolfgang Reitzle, ehemaliger BMW-Entwicklungsvorstand und zuletzt Vorstandsvorsitzender von Linde (li), zusammen mit Dr. Ralph Speth, CEO von Jaguar LandRover (mi), ebenfalls ein ehemaliger BMW-Manager und enger Vertrauter von Reitzle, sowie Gerry Mc Govern, Design Director der Marke LandRover (re).
In Sachen Uhren hat Jaguar LandRover aktuell hingegen (noch) keine große Auswahl zu bieten. Die einzige Uhr, welche wir auf dem Stand fanden, machte aber einen soliden Eindruck und kommt aus der Schweiz.
Einen exzellenten Job macht Audi.
Nicht nur die Automobile aus Ingolstadt überzeugen auf voller Länge, der Messauftritt selbst ist schon ein Thema für sich und die Präsentation des Audi Q6, der sich als Tesla Fighter verstanden haben möchte, setzt klare Zeichen in Richtung Zukunft.
Neben einem sehr breiten Portfolio von mit Audi-Logo versehenen Uhren, zu überwiegend moderaten Preisen, gesellen sich nun auch zwei Premium Uhren hinzu.
Ein schön anzusehender Chrono stammt aus dem Hause ORIS und trägt neben dem Schriftzug „Audi Sport“ auch den Namen „ORIS“. Der Preis von EUR 3.000.- erscheint allerdings auch sportlich.
Ein weiterer, sehr klar und ebenfalls schön gezeichneter Chrono aus dem Hause Sinn Spezialuhren, auch hier erscheint der Preis mit EUR 4.000.- ziemlich ambitioniert.
Ein ähnliches Bild bei Volkswagen. Ein toller Messeauftritt mit dem neuen, klar gezeichneten Tiguan als einem der Messestars. Der hat sicher das Zeug, wieder der Publikumsliebling bei den Kompakt-SUVs zu werden. Wollen wir hoffen, dass der Diesel-Skandal der Marke und der ganzen Branche nicht zu sehr schadet.
Die zur Marke passenden Uhren finden sich auf dem Stand von Volkswagen ebenso.
Spannend der Auftritt von Borgward. Die zuvor schon auf dem Genfer Automobilsalon im Frühjahr 2015 wiederbelebte deutsche Traditions-Marke stellt auf der IAA nun ihr erstes Fahrzeug, einen schön und professionell gestylten SUV, den BX7, der Weltöffentlichkeit vor.
Im Bild: Christian Borgward, der Enkel des Firmengründers, Carl Friedrich Borgward
Uhren der Marke Borgward gibt es dabei schon deutlich länger und zwar völlig unabhängig des jetzigen Neuanfangs.
Bild: BORGWARD Zeitmanufaktur – B2300 Chronograph
Bild:BORGWARD C.F.W. Automatikuhr – Limitierte Edition 125 Stück
Auch hier ein weites Portfolio verschiedener und dabei durchweg sehr hochwertig gemachter Modelle.
Die Preise liegen dabei im gehobenen Bereich, entsprechen aber der gebotenen Qualität.
Den sicherlich imposantesten Auftritt vermochte Bentley mit den neuen Bentayga zu inszenieren. Ein Auto wie aus dem Bilderbuch, mit absenkbaren Trittbrettern; einfach genial.
Die dazu passenden Uhren steuert Breitling bei. Die Serie Breitling for Bentley spricht für sich selbst.
Bei Hyundai ist der Accessoire-Bereich dagegen eher knapp gehalten; T-Shirts, Schlüsselanhänger, bei Uhren Fehlanzeige.
Dafür sind bei Hyundai erstmals Smartwatches zu sehen, die zum Thema Connectivity künftig eine größere Rolle spielen werden. Nicht nur, dass Hyundai mit der Neuauflage des i40 die vollständige Implementierung von Android Auto ankündigt, sondern eben auch der Smartwatch in bereits naher Zukunft einige Aufgaben in der Interaktion zwischen Fahrer und Fahrzeug übertragen möchte.
Aber auch die präsentierten Modelle, wie die Neuauflage des Hyundai Tucson, haben es in sich. Hyundai ist mit den europäischen Herstellern mittlerweile auf Augenhöhe.
Zum Thema Smartwatch wurden wir aber auch bei Seat fündig. In Zusammenarbeit mit Samsung hat Seat die Smartphoneankoppelung per „MirrorLink“ weiterentwickelt. In einem erweiterten Modus soll dann, ähnlich wie bei Hyundai, wahlweise die Smartwatch, entsprechende Funktionen übernehmen.
In Sachen Connectivity sind die Initiativen von „MirrorLink“, „AndroidAuto“, aber auch „Apple CarPlay“ bemerkenswert. In allen Fällen geht es darum, das Smartphone mit dem Fahrzeug zu koppeln und dabei die Intelligenz nicht mehr im Fahrzeug zu halten, sondern über das Smartphone zu portieren. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn Fahrzeuge als Mietwagen oder über Carsharing Modelle häufig gewechselt werden. Gerade junge Nutzer haben hier bereits ganz andere Anforderungen und Vorstellungen.
Der Hersteller von Navigationssoftware Sygic macht es vor. Die Firmen Jaguar LandRover und Honda sind bereits im Boot und haben über ihre eigenen Softwareschnittstellen (z.B. „InControl“ bei Jaguar LandRover) eine plattformunabhängige (für Android und Apple) geeignete Anbindung ans Fahrzeug geschaffen.
Nach diesem kleinen Exkurs last but not least zurück zur Smartwatch. Die Firma Legic aus Zürich in der Schweiz, bekannt als einer der wichtigsten Hersteller von Zutrittssystemen, arbeitet derzeit daran, z.B. für Carsharing Flotten die Anbindung an die Apple Watch zu ermöglichen. D.h. das Öffnen und Schließen des vom Nutzer ausgewählten Fahrzeugs soll künftig auch per Smartwatch möglich sein. BMW hat hierfür ein Fahrzeug als Demonstrator zur Verfügung gestellt.
Da stellt sich natürlich rasch die Frage, weshalb nur für Carsharing und nicht auch für das ganz normale Serienfahrzeug mit Keyless Entry? Die Automobilhersteller tun sich da offensichtlich noch schwer, die neuen Technologien zu implementieren.
Aber dafür gibt es dann die IAA 2017 zu der solche erweiterten Systeme und Funktionalitäten hoffentlich verfügbar sein werden. Sollte das dann immer noch nicht der Fall sein, so wird spätestens 2019 das Apple Car dem Rest der Welt zeigen, wie´s geht.
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