NOMOS Glashütte: Kaliber DUW 3001 – „Toleranzen halbiert, Teile versteckt“

Das neue Kaliber DUW 3001 ist ein Uhrenmotor der nächsten Generation.
Die Konstruktion gelang bei NOMOS Glashütte mithilfe einiger Tricks und Kniffe
deutscher Ingenieurskunst.

Theodor Prenzel, 30, ist stellvertretender Leiter der NOMOS Abteilung für Forschung und Entwicklung – und der Vater des neuen Kalibers DUW 3001. An diesem Werk haben er und seine Kollegen gut 1,5 Millionen Minuten lang gearbeitet.

Herr Prenzel, wieso bezeichnen Sie Ihr neues Kaliber als einen „Motor der nächsten Generation“?

Theodor Prenzel: DUW 3001 ist ein völlig neues Automatikwerk. Es erlaubt uns,  NOMOS Automatikuhren so flach zu bauen, dass sich diese von den elegant-flachen Handaufzügen unserer Marke in der Höhe kaum unterscheiden.
Unser neues Kaliber misst gerade mal 3,2 Millimeter, ist also deutlich flacher als fast
alles, was es in unserem Preisbereich bislang am Markt gibt – und gleichzeitig extrem ganggenau. Und diese Kombination ist sozusagen ein tickender Quantensprung.

Das müssen Sie uns ein wenig genauer erklären.

Theodor Prenzel: Das Werk ist trotz seiner geringen Höhe hochpräzise.
Weniger Platz heißt aber auch: weniger Platz für Toleranzen. Wir haben daher bei der Fertigung von DUW 3001 die üblichen Toleranzen teils halbiert.
Bisher galt in der Welt der feinen Uhren: je kleiner ein Kaliber, desto ungenauer oder teurer. Denn für ein möglichst genaues Uhrwerk braucht man auch eine möglichst große
und schwere Unruh – wie aber bringt man eine große Unruh in einem flachen, also kleinen
Werk unter?

Und wie?

Theodor Prenzel: Man könnte sagen: Statt Türme zu bauen, haben wir Verstecken gespielt. Fast alle Teile des Kalibers sind zwischen Werkplatte und Dreiviertelplatine montiert. Das Sperrrad musste daher um 50 Prozent flacher werden als normalerweise üblich: Der Bauraum zwischen Werkplatte und Dreiviertelplatine ist im Schnitt nämlich nur einen Millimeter hoch. Hier müssen fast alle Teile untergebracht werden, die bei anderen Kalibern als Modul aufgebaut werden. Möglich ist dies nur mit Unterstützung modernster Fertigungs- und Montagetechnologien – Handwerk und Hightech gehen bei DUW 3001 Hand in Hand. Und auch die NOMOS-Unruh mit Swing-System hat uns bei diesem Kaliber geholfen, sorgt für beste Gangeigenschaften. Eine weitere Herausforderung war die zwangsläufig flachere Zugfeder. Diese hat – bedingt durch das Weniger an Material – eine schwächere Zugkraft, die wir ausgleichen mussten. Dass wir jahrelang am eigenen Rädersatz geforscht haben, hat uns hier sehr geholfen: So hatten wir alle Berechnungen im Griff, konnten etwa Anordnung, Winkel und Zahl der Zähne für dieses Kaliber etwas verändern und damit den Wirkungsgrad des Laufwerks um 10 auf nun 94 Prozent steigern. Dass das neue Werk so flach ist, haben wir damit mehr als ausgeglichen: DUW 3001 bringt beste Leistung trotz geringer Bauhöhe.

Fehlt etwas, haben Sie etwas ganz weggelassen?

Theodor Prenzel: In dem neuen Kaliber gibt es keinen klassischen Unruhkloben mehr. An seinen Platz ist die NOMOS-Unruhbrücke gerückt: Diese kleine Verbindung sorgt aufs Schönste dafür, dass die Unruh stabil positioniert ist. Außerdem schafft sie zusätzlichen Platz für den Rotor, der im Automatikwerk die Feder aufzieht und schon bei kleinsten Bewegungen für Energie sorgt.

Klingt nach Arbeit und viel Geduld. Wie lange hat die Entwicklung von DUW 3001
gedauert?

Theodor Prenzel: Gut drei Jahre brauchte unsere Abteilung, bis DUW 3001 im ersten NOMOS-Modell tickte, also etwa 1,5 Millionen Minuten. Jetzt freuen wir uns erst einmal über den Erfolg – und stehen in den Startlöchern für die Serieneinführung des neuen Kalibers; ebenfalls eine spannende Aufgabe.

 

 

Links:

1 Trackback / Pingback

  1. NOMOS Glashütte wächst weiter - Deutsche Uhrmacher

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Sicherheitsabfrage * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.