Smartwatches und kein Ende, sondern erst der Anfang

Der von uns in der Vergangenheit bereits mehrfach diskutierte Umbruch in der Uhrenindustrie setzt jetzt mit einer Wucht ein, wie wir es in dieser Intensität und Dynamik nicht erwartet hätten. Das ähnelt schon fast der Freigabe des Wechselkurses vom Schweizer Franken zum EURO.

Nahezu wöchentlich kündigen neue, in diesem Segment bislang völlig unbekannte Hersteller die unmittelbar bevorstehende Markteinführung neuer Modelle von Smartwatches an und zwar unabhängig davon, ob es sich um ganz große Player aus der Elektronik- und Smartphone-Branche handelt, wie z.B. Asus, Huawei oder Alcatel, oder auch ganz neue, bislang völlig unbekannte Namen, wie der polnische Anbieter Krüger & Matz, oder der französische Hersteller Withings.

Withings Activite_prot

Allen gemeinsam ist, sie buhlen um den begehrten Platz am zumeist linken Handgelenk und haben damit längst eine unmissverständliche Kampfansage an die traditionellen Uhrenhersteller platziert, die diesen Trend komplett unterschätzt und verschlafen haben. Kein bekannter Name ist hier bislang auf den Plan und in Erscheinung getreten, oder gar auf einem dieser neuen Produkte zu lesen. Einzige Ausnahme: Montblanc, der zur Groupe Richemont gehörende und in Hamburg beheimatete Hersteller von Luxusartikeln, wagt, mit seinem auf der SIHH 2015 in Genf vorgestellten e-Strap, den ersten Versuch, der konventionellen mechanischen Uhr, mittels eines intelligenten Armbandes, den Weg ins digitale Zeitalter zu ebnen.


Bilder:TimeWalker Urban Speed Chronograph mit e-Strap

Ein gemeinsames Problem aber hat die überwiegende Masse der aktuell angebotenen Modelle noch – die Laufzeit der Akkus. Selbst der in Kürze erscheinenden und bereits sagenumwobenen Apple-Watch eilt die Kritik voraus, dass der Akku nicht lange tut, wenn das Device intensiv genutzt wird.

Ein aus unserer Sicht absolutes No-Go. Es mutet ja schon gerade peinlich an, wenn bereits am späten Nachmittag oder frühen Abend der Strom ausgeht und das High-Tech Gerät vorzeitig Verlangen nach dem Ladegerät bekundet oder sich einfach schlafen legt. Da haben die Entwickler dann wohl etwas verkehrt gemacht, oder der Verfasser des Lastenheftes hat die Prioritäten falsch gesetzt.

Die ersten überhaupt, die erkannt haben, wo die Prioritäten richtigerweise zu setzen sind, waren die Ingenieure und Marketingexperten bei Pebble, die eine Betriebsdauer von 5-7 Tagen, und zwar ohne Aufladen, zusichern. Und 5 Tage am Stück tut das Ding tatsächlich, selbst bei intensivster Nutzung.

Kaum ist die Zen-Watch von Asus auf dem Markt, schon kommt die Ankündigung der 2. Generation, also der Zen-Watch 2. Und man sehe und staune, mit der Neuankündigung wird auch eine Laufzeit von einer Woche in Aussicht gestellt. Auch die neue OneTouch von Alcatel – für gerade mal € 149.- – soll das können, so zumindest die Auslobung durch den Hersteller. Da wird Apple dann wohl sehr rasch nachbessern (müssen).

6_Zenwatch

Der interessierte Käufer kann derzeit mit Spannung beobachten, mit welch unglaublicher Geschwindigkeit und Motivation (nahezu) überall auf der Welt an diesem Thema entwickelt und gearbeitet wird; an Hardware, wie an Software.

Dass die Nachfrage nach den Neuerscheinungen riesig ist, beweist einmal mehr ein Blick in eBay. Gebrauchte Modelle namhafter Hersteller sind nur wenig günstiger zu haben, wie fabrikfrische Ware. Modelle, die aufgrund großer Nachfrage schwer erhältlich sind, werden z.T. sogar mit Aufpreisen gehandelt. Und Vorbestellungen sind überall willkommen, wer hätte das gedacht?

Schöne neue Welt.

 

Der Autor:
Herr Dipl.-Ing. (FH) Patrick Weigert ist als Geschäftsführer einer Unternehmensberatungsgesellschaft überwiegend für die deutsche Automobilindustrie tätig und beobachtet und analysiert als Mitbegründer und Gesellschafter beim Deutschen Uhrenportal auch die Entwicklungen auf dem Sektor für hochwertige Uhren und Luxusartikel.

 

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