Impressionen zur MunichTime 2014 – (Teil 3)

Im letzten Teil der Berichterstattung über die MunichTime wenden wir uns den Schweizer Uhrenherstellern zu, die einige Leckerbissen mit dabei hatten, welche wir Ihnen nicht vorenthalten möchten.

 

PORSCHE DESIGN

Etwas beschäftigt hat uns die Fragestellung, wo wir Porsche Design mit den neu vorgestellten Modellen platzieren wollen, bei den Deutschen oder den Schweizer Uhrenherstellern. Wir entschieden uns letztlich doch für den Bereich der Schweizer Uhren.

Porsche Design hat nach den nicht mehr bestehenden Partnerschaften mit IWC und ETERNA nun beschlossen, eine eigene Uhrenfabrikation aufzubauen. Dazu kam der ehemalige Chefkonstrukteur von ETERNA, Patrick Kury, zu Porsche Design. Er hat nun den Auftrag, in Solothurn eine Fertigung unter der Regie von Porsche Design aufzubauen.

Die ersten zwei Kreationen einer neuen Kollektion waren auf der MunichTime bereits zu sehen und geben einen Vorgeschmack auf das, was noch zu erwarten sein wird. Die Uhren hinterlassen einen sehr harmonischen, extrem wertigen Eindruck. Das Gehäuse besteht bei Porsche Design traditionell aus Titan, wahlweise metallfarben oder mit schwarzer PVD-Beschichtung und ist vergleichsweise flach gehalten. Als Werk findet das Valjoux 7750 in der höchsten Qualitäts- und Veredelungsstufe Verwendung. Interessant ist, dass das Werk beim Blick durch den Saphirglasboden nahezu schwarz erscheint. Dieser Effekt wird durch einen stark eingefärbten Glasboden erzielt.

 

ETERNA

Am Stand von ETERNA waren wir gespannt, das neue, langersehnte Kaliber 39 näher betrachten zu können.

In der neuen Royal KonTiki, mit Datum und GMT ist das Kaliber mit der Bezeichnung 3945A bereits verbaut und wir konnten es durch den Saphirglasboden in Augenschein nehmen.
Die Modulbauweise ermöglicht insgesamt 88 Uhrwerksvarianten und bringt somit beste Voraussetzungen für eine rationelle und auf hohe Stückzahlen ausgelegte Fertigung, bei gleichzeitig größtmöglicher Variantenvielfalt. Dabei wurde auch auf absolute Unabhängigkeit von Zulieferungen durch die Swatch-Group geachtet. Die Hemmungsbaugruppe liefert beispielsweise die in Grenchen ansässige Firma Feller Pivotage zu.

Das Werk macht optisch auf Anhieb einen ansprechenden Eindruck, hat zwar durchaus einen etwas industriellen Touch und distanziert sich damit von den zum Teil fein gearbeiteten Manufakturkalibern einiger Wettbewerber, was aber kein Nachteil sein muss und ermöglicht dafür aber auch sehr viel verbraucherfreundlichere Endkundenpreise. Das erklärte Ziel von ETERNA ist es, auf hohe Stückzahlen zu kommen, was nur über ein breitgefächertes Drittkundengeschäft möglich sein wird. In jedem Fall bringt diese Kaliberfamilie eine deutliche Belebung in den Kreis der wenigen industriell aufgestellten Werkeproduzenten. Die mit Schaltrad ausgestattete Chrono-Variante wird gar über eine Flyback-Funktion verfügen und stellt damit zweifellos auch funktional eine echte Alternative zum Dauerbrenner ETA/Valjoux 7750 dar.


Modell MADISON Eight-Days mit Eterna Calibre 3510

ETERNA selbst wird seine Modellfamilie sukzessive ausbauen und möchte auf der Baselworld 2015 bereits weitere Varianten vorstellen.

 

CORUM

CORUM, neben ETERNA seit gut einem Jahr ebenfalls zur chinesischen Haidian Group gehörend, wartete einmal mehr mit seinen nach wie vor einzigartigen Uhren mit filigranem Stabwerk auf.

 

JAEGER-LE-COULTRE

Jaeger-Le-Coultre zeigte einen repräsentativen Querschnitt durch die große Modellvielfalt dieser immer wieder aufs Neue beeindruckenden Manufaktur aus dem Vallée de Joux, im Schweizerischen Jura. Seit der Gründung 1833 durch Antoine LeCoultre ist bei Jaeger-Le-Coultre die fast unglaubliche Zahl von insgesamt 1249 Kalibern entstanden, darunter 190 Chronographenkaliber und über 200 Minutenrepetitionen. Diese Kreativität wird durch mehr als 400 Patente geschützt. JLC ist aber auch jener im oberen Premiumbereich operierende Werkehersteller, der nach wie vor auch andere TOP-Marken mit hochklassigen Werken versorgt. Die Fertigungstiefe bei JLC liegt bei nahezu 100%, dementsprechend beschäftigt JLC im Stammhaus in Le Sentier rund 180 verschiedene Berufsbilder für anspruchsvolle Tätigkeit.

Neben dem berühmten Klassiker, der Reverso (dieses Modell feierte 2011 bereits sein 80 jähriges Jubiläum) mit verschiedenen Komplikationen ist es u.a. das Spherotourbillon, welches als absolute Spitzenleistung gelten darf.

Der Blick auf den in Bewegung befindlichen Tourbillonkäfig ringt selbst dem Routinier ein gehöriges Maß an Hochachtung ab.

 

VACHERON & CONSTANTIN

Vacheron & Constantin, ebenfalls wie JLC und IWC, zur Compagnie Financière Richemont SA gehörend, zeigt neben der klassischen Business-Uhr auch kunstvoll gestaltete Damenmodelle.

Sehr beeindruckend auch immer wieder, den Uhrmachern bei der Arbeit zusehen zu können. Die Besucher erfahren so, wie ein fein dekoriertes Automatikwerk in seine Einzelteile zerlegt wird, um es anschließend wieder zusammen zu setzen.

Das am Arbeitsplatz befindliche Mikroskop gibt dem Besuchern zudem einen faszinierenden Einblick in die feine Uhrmacherei.

 

IWC

Im Gegensatz zu JLC oder Vacheron sind die Uhren von IWC sehr viel technischer und damit kühler gestaltet. Die Nähe zur deutschen Grenze wird hier sichtbar, wohingegen die beiden anderen im südlichen Teil der Schweiz angesiedelten Hersteller mehr den feinen französischen Charme zeigen.

Absolute Klassiker bei IWC sind neben der Ingenieurs-Serie die Aquatimer oder auch die zahlreichen verschiedenen Pilotenuhren.

 

 

PIAGET

Im Bereich der Schmuckuhren, verknüpft mit hochkarätiger Technik tut sich Piaget hervor.

Das Modell Altiplano mit dem überhaupt flachsten Uhrwerk der Welt (Gesamthöhe Werk, einschließlich Gehäuse 3,65 mm) ist ein eigenes und begeisterndes Thema für sich.

 

ROGER DUBOIS sowie BOVET

Last not least hielten wir noch bei den Ständen von Roger Dubois und Bovet inne.

Hier werden Schmuckuhren vom Feinsten gezeigt.

 

Schlusswort:

Die MunichTime 2014 hat uns wieder viele neue Eindrücke beschert. Sie ist und bleibt sicher eine der besten Publikumsmessen in ganz Europa. Nirgendwo sonst ist eine solch hohe Zahl und bunte Mischung erstklassiger Anbieter hochwertiger Uhren auf so kleiner und damit übersichtlicher Fläche anzutreffen.

Das zwingt die Anbieter dazu, ihre Stände möglichst kompakt und offen zu gestalten und lädt den Besucher zum Dialog ein. Die Uhren können ganz ungezwungen aus nächster Nähe betrachtet und auch ans Handgelenk gelegt und direkt miteinander verglichen werden.

Neben den bekannten und etablierten großen Marken waren auch wieder zahlreiche kleine und kleinste Marken in München vertreten. Leider fehlen nach wie vor die Marken der Swatch-Group. Somit ist das Markenportfolio, trotz seiner Vielfalt, nicht ganz repräsentativ. So wichtige Marken, wie Longines, Omega oder Glashütte Original haben wir schon vermisst. Vielleicht lässt sich dies für die Zukunft ja ändern.

Wir wurden immer wieder gefragt, was es denn Neues gäbe, und wo die Schwerpunkte lägen. Ganz eindeutig bei Damenuhren, die in den letzten Jahren zu kurz kamen. Hier hat nun fast jeder Hersteller etwas zu bieten, wobei längst nicht alle Offerten überzeugen. Eine Uhr eben nur kleiner zu machen und auf der Lünette ein paar Brillanten anzubringen, ergibt noch nicht zwangsläufig eine elegante Damenuhr.

Was fiel sonst noch auf? Farbe, die Uhren werden wieder bunter. Von feinen Pastellfarben bis zu recht kräftigen Farbtönen, versprechen die Zifferblätter so einiges.

Das bislang recht überschaubare Angebot an Uhrwerken für Großserienmodelle – ETA und Sellita sind hier die maßgeblichen Player – wird mit Alternativen von SOPROD und künftig auch ETERNA Movement zunehmend bunter und vielfältiger. Gespannt darf man auch sein, was die Uhren-Werke-Dresden (UWD) noch auf die Beine stellen. Dem Kunden kann´s nur recht sein und bringt Abwechslung in die Szene.

Ob sich die vielen kleineren Hersteller mit Ihren zahlreichen neu entwickelten Manufakturkalibern einen großen Gefallen tun und das Ganze zum Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Die Bereitschaft der Kundschaft, hohe Preise zu bezahlen, lässt erkennbar nach. Und da Longines, oder neuerdings auch TAG Heuer, noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, neue Modelle zum Kampfpreis am Markt positionieren, sendet dies auch ein starkes Signal an so manchen Mitbewerber – die Luft wird dünner.

 

 

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