Die Swatch Group führt die Politik der Reduzierung des Drittkundengeschäftes konsequent fort. Neben den bereits in der Vergangenheit angekündigten und auch umgesetzten Verknappungen bei der Belieferung von nicht mit der Swatch Group verbundenen Uhrenherstellern mit mechanischen Uhrwerken der ETA SA, wird jetzt das nächste Kapitel aufgeschlagen.
Der ETA Customer Service setzt viele seiner Kunden mit einem eindeutig formulierten Schreiben nun darüber in Kenntnis, dass ab 01. Januar 2016 nur mehr jene Hersteller und Kunden mit Ersatzteilen versorgt werden, die zum immer enger werdenden Kreise derer zählen, die auch weiterhin (noch?) mit mechanischen Uhrwerken beliefert werden.
Mit anderen Worten bedeutet dies nichts anderes, als dass all diejenigen, die bisher über den gut sortierten Großhandel Ersatzteile beziehen konnten, künftig leer ausgehen werden, da auch der Großhandel von diesen Lieferbeschränkungen unmittelbar betroffen sein wird.
Ein bekannter, im Internet präsenter Händler bereitet seine Kunden bereits darauf vor.
http://watchparts24.de/Beendigung-der-Belieferung-mit-Ersatzteilen-fuer-Uhrenmarken-der-Swatch-Group
Damit wird nicht nur der ein oder andere Uhrenhersteller, der in der Vergangenheit ETA Werke einsetzen konnte, dann aber wegen der bereits eingeläuteten Strategie der sukzessiven Verknappung, oder gar völligen Einstellung der Belieferung, gezwungen war, auf andere Anbieter auszuweichen, Probleme bekommen, seine bereits im Markt befindlichen und mit ETA-Werken ausgestatteten Produkte auch in Zukunft noch mit Ersatzteilen versorgen zu können. Nein, auch alle freien, nicht markengebundenen, oder zumindest von der Swatch Group zertifizierten Uhrmacher wird dasselbe Schicksal ereilen. Die bisherige, über Jahrzehnte aufgebaute und problemlos funktionierende Lieferkette über den Großhandel wird nun systematisch ausgetrocknet.
Die Politik der Swatch Group ist nicht nur schwer nachvollziehbar, da auf lange Sicht nicht zielführend und zuletzt auch selbstschädigend – aber das ist ein anderes Thema – sondern unserer Einschätzung nach, in hohem Maße wettbewerbsverzerrend und damit längst ein Thema für die Kartellbehörden.
Bleibt zu hoffen, dass die Verbände und Verbraucherschützer jetzt endlich aufwachen und die Kartellbehörden – und zwar weltweit – auf den Plan rufen, diesem Vorhaben einen Riegel vorzuschieben.
Die Automobilindustrie hatte ähnliche Allüren in der Vergangenheit mit hohen Geldbußen in heilsamer, mehrstelliger Millionenhöhe quittiert bekommen und in China laufen derzeit wieder Verfahren, wegen angeblicher Absprachen, Ersatzteile zu überhöhten Preisen zu veräußern. Im Automobilsektor wurden die Hersteller schon vor Jahren von Amts wegen dazu gezwungen, Ersatzteile wieder frei und zwar an jedermann zu verkaufen, unabhängig davon, um welches Fabrikat oder Modell es sich handelt.
Fragt sich, worin der Unterschied zu den Uhrenherstellern liegt und weshalb diese Logik hier nicht längst auch zur Anwendung kommt. Denn in dieser Hinsicht sind sich mittlerweile ja nahezu alle Schweizer Hersteller – also nicht nur die Swatch Group – einig, keine Ersatzteile mehr frei zu verkaufen und den Endkunden damit zu zwingen, sein gutes Stück, im Falle einer Reparatur oder Revision, nur speziell zertifizierten Betrieben oder Service-Center zu übergeben, die in der Gunst der Hersteller stehen, mit Ersatzteilen versorgt zu werden.
Eine freie, und damit nach den Regeln des freien Wettbewerbs uneingeschränkte Wahl des Service-Partners ist damit längst nicht mehr gegeben.
Da wäre es doch wirklich an der Zeit, dieser Politik – im Sinne und Wohle des Fachhandels, der zahlreichen freien Uhrmacher und vor allem auch des mündigen Endkunden – Einhalt zu gebieten.
Der Autor: Herr Dipl.-Ing. (FH) Patrick Weigert ist als Geschäftsführer einer Unternehmensberatungsgesellschaft überwiegend für deutsche Automobilhersteller und deren Zulieferer tätig und als begeisterter Uhrensammler auch Mitbegründer und Gesellschafter beim Deutschen Uhrenportal.
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