Doppeljubiläum in Glashütte: 145 Jahre Robert Mühle und 20 Jahre Mühle-Glashütte GmbH Nautische Instrumente und Feinmechanik

Am 06.06.2014 lud die Firma Mühle zum gemeinsamen Feiern nach Glashütte ein.
Anlass war das Doppeljubiläum, nämlich 145 Jahre Robert Mühle und das 20 jährige Bestehen der Firma Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik.

Die geladenen Gäste trafen gegen Mittag im heutigen Firmengebäude in der Altenberger Str.35 in Glashütte ein. Nach einer kleinen Erfrischung erläuterte Thilo Mühle, Geschäftsführer der Firma, kurz den Ablauf des Tages und versprach zusätzlich eine besondere Überraschung anlässlich des Doppeljubiläums.

Zur Manufakturbesichtigung wurden die Gäste in zwei Gruppen aufgeteilt.
Unsere Gruppe führte der Senior-Chef, Hans Jürgen Mühle als ehemaliger Geschäftsführer und heutiger, wie er sich selbst betitelt „ Frühstücksdirektor“ auf seine ganz eigene, sehr humorvolle, aber auch direkte Art durch die Manufaktur.

Unser Rundgang startete in der Einzelteilfertigung.

Durch die stetige Erhöhung der Fertigungstiefe sind bei Mühle mehrere CNC Bearbeitungszentren aus dem Hause Kern im Einsatz. Auf den Maschinen fertigt Mühle wichtige Werkbestandteile, wie Rotore, Platinen, Brücken und Kloben in einer Genauigkeit von 1/1000 mm.

Ein netter Anblick war, dass auf einer der CNC Maschinen ein Autogramm vom Altkanzler Gerhard Schröder zu sehen ist.

Er besuchte im Jahr 2001 die Firma Mühle und verewigte sich dort, eine Mühle Uhr trug der Altkanzler bei diesem Besuch wohl nicht, aber eine Uhr >Made in Germany< und diese sogar aus der Region Glashütte.

Die hohe Motivation und Verbundenheit der Mitarbeiter mit dem Unternehmen wird unter anderen an dem sehr pfleglichen Umgang mit dem teuren Maschinenpark sichtbar.
Maschinen, welche seit vielen Jahren im Einsatz sind, sehen aus, und arbeiten wie am ersten Tag.

Die produzierten Teile werden vor der Weiterverarbeitung mittels einer modernen 3D Meßmaschine auf eventuelle Abweichungen überprüft und erst dann zur Weiterbearbeitung freigegeben.

Die zumeist von Sellita zugekauften Werke werden mit eigenen Rotoren, der patentierten Spechthalsfeinregulierung sowie in zunehmendem Maße auch mit eigenen Platinen ausgestattet. Damit wird die Glashütter-Regel, mindestens 50% Wertschöpfung am Uhrwerk in Glashütte zu erbringen, problemlos erfüllt.

Weiter führte der Rundgang in die Abteilung für Finissierung.

Hier wird das Veredeln der Oberflächen von Werkplatinen und Einzelteilen mittels verschiedener Zierschliffe wie zum Beispiel Perlierung, Sonnenschliff und Streifenschliff, sowie das Polieren und das Bläuen der Schrauben, nach alter Uhrmachertradition von Hand vorgenommen.

In dem Bereich Montage, Justierung und Prüfung arbeiten die Mehrzahl der im Unternehmen beschäftigten Personen.
Diese Räumlichkeiten wurden im Sommer 2013 komplett modernisiert, die Mitarbeiter haben hier geräumige und lichtdurchflutete Arbeitsplätze.

Die Prüfung und Reglage der Werke finden jeweils bei Vollaufzug und nach halben Ablauf in sechs Lagen statt.
Die Werke werden grundsätzlich auf leichten Vorgang reguliert, somit ist gewährleistet, dass mit einer Mühle Uhr am Handgelenk niemand zu spät kommt.

Nach Montage von Zifferblatt und Zeiger sowie dem Einschalen ins Gehäuse wird jede Uhr auf Wasserdichtigkeit und erneut auf ihr Gangverhalten überprüft.

Vor Auslieferung wird jede Uhr registriert, somit ist der Vertriebsweg nachverfolgbar, was auch im Falle einer zwar unwahrscheinlichen, aber nie ganz auszuschließenden Reklamationsabwicklung von Vorteil ist.

Zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses bildet Mühle auch selbst aus. Derzeit befinden sich 3 Lehrlinge in Ausbildung.

Bild: Eine Auszubildende beim „Richten“ der Unruhspirale; einer Tätigkeit, die eine absolut ruhige Hand und äußerstes Feingefühl erfordert.

Die Nachfrage nach einem Ausbildungsplatz bei Mühle ist hoch, auf 2 ausgeschriebene Ausbildungsplätze gab es insgesamt 60 Bewerbungen. Während der dreijährigen Ausbildung fertigen die Lehrlinge ein begleitendes Lehrstück in Form eines Stabwerkes selbst an und dürfen dieses nach Abschluss ihrer Ausbildung behalten.

Nach diesem sehr informativen Rundgang stieg die Spannung.
Die Feierlichkeiten zum Jubiläum verlagerten sich nun in das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte.

Nach einem Empfang der Gäste durch die Museumsdirektion mit Sekt und Flying Buffet, bat Thilo Mühle in die gerade eröffnete Sonderausstellung : „Das Verlagswesen der Glashütter Uhrenmanufakturen im 19.Jahrhundert“. Die Gäste hatten die Möglichkeit die zahlreichen Exponate aus den Anfängen der Uhrmacherei in Glashütte zu betrachten und sich diese vom Museumspersonal im Detail erläutern zu lasssen.

Um die Geschichte der Glashütter Uhrenindustrie kennenzulernen, ließ sich das Mühle-Team etwas ganz besonderes einfallen: Mittels eines 5-Loch Golfparcours durch die einzelnen Museumsräume sollte der Besucher wie in einer Zeitreise, nicht nur die Geschichte der Glashütter Uhrenindustrie, sondern auch die ganz eng verknüpfte Geschichte des Hauses Mühle mit insgesamt 5 Generationen, von einst Robert Mühle, dem Gründer, bis hin zu Thilo Mühle, dem heutigen Geschäftsführer des Unternehmens kennenlernen.

Die 5 Generationen im Überblick

  1. Robert Mühle:
    Gründung des Unternehmens 1868 zur Herstellung von Instrumente und Messgeräte als Zulieferer für die Glashütter Uhrenbetriebe
  2. Paul, Max und Alfred Mühle:
    Erweiterung der Produktpalette auf Instrumente und Tachometer für Motorräder/Automobile
  3. Hans Mühle:
    1945 Neuaufbau des Unternehmens nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges, Herstellung von Geräten zur Messung von Temperatur und Druck sowie von Hemmungsteilen für die wieder im Aufbau befindliche Glashütter Uhrenindustrie.
  4. Hans-Jürgen Mühle:
    1970 Übernahme des elterlichen Betriebes. 1974 Verstaatlichung und Zwangsenteignung.
    Nach der Wende Neugründung 1994: Mühle Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik. Zunächst Konzentration auf die Herstellung von Schiffschronometer sowie Bar- und Hygrometer, später dann Armbanduhren.
  5. Thilo Mühle:
    Übernahme der Geschäftsführung 2007; weiterhin Produktion Nautischer Instrumente, jedoch Verlagerung des Unternehmensschwerpunktes auf die Produktion hochwertiger mechanischer Uhren.

Nach dem Golf-Parcour wieder in der Gegenwart angekommen, fasste Thilo Mühle anhand eines Videos die wichtigsten Stationen der Geschichte des Unternehmens zusammen und lüftete nun endlich das mit Spannung erwartete Geheimnis.

Anlässlich des Doppeljubiläums wurde die „R. Mühle & Sohn“ – Jubiläumsedition 1869-2014 präsentiert.

Es wird 145 Uhren in Stahl geben, zu Ehren 145 Jahre Robert Mühle, und 20 Exemplare in 18-karat Gold, zum 20 jährigen Firmenjubiläum Mühle Glashütte.
Auf die einzelnen Modellvarianten, Robert Mühle Auf/Ab GOLD, Robert Mühle Auf/Ab und Robert Mühle Kleine Sekunde, gehen wir im Detail noch gesondert ein.


Bild: Robert Mühle Auf/Ab GOLD


Bild: Robert Mühle Auf/Ab GOLD


Bild: Robert Mühle Auf/Ab


Bild: Robert Mühle Kleine Sekunde


Bild: Robert Mühle Kleine Sekunde

 

Als Besonderheit ist das von Mühle neu entwickelte Kaliber mit der Bezeichnung RMK zu benennen, welches nicht mit der sonst in Glashütte üblichen Dreiviertel-, sondern einer neu entwickelten Dreifünftelplatine ausgestattet ist.
Der Vorteil dieser Konstruktion liegt in der separaten Lagerung des Ankerrades mittels eines elegant geformten und skeletierten Klobens. Der Uhrenliebhaber erhält so einen besseren Einblick in das immer wieder faszinierende Zusammenspiel zwischen Spiralfeder, Unruh, Anker und Ankerrad.

Mühle-Glashütte, nautische Instrumente und Feinmechanik stellte mit diesem wichtigen Schritt in die Zukunft die Kompetenz im Bau von Uhrwerken unter Beweis und wird damit zur echten Uhrenmanukatur.

Nach dieser eindrucksvollen Präsentation klang der Abend bei excellenten Buffet, dazu passenden Getränken und interessanten Fachgesprächen aus.

 

 

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