Teil 3: Besuch der Baselworld 2014

Nachdem wir Ihnen im Teil 1 unseres Beitrages Eindrücke über die Messehalle 1 der Baselworld 2014 zeigten, und im Teil 2 über einige Aussteller der Halle 2 berichteten widmen wir unseren 3. Teil nun einigen ganz kleinen, dafür aber spektakulären Uhrenmanufakturen, die, wie auch in den Jahren zuvor, in einem den Messehallen vorgelagerten Pavillon (Palace) ausstellten. Abschließend gibt es noch interessante Neuigkeiten vom Werkehersteller SOPROD zu berichten.

KUDOKE:

Im Palace suchen wir zunächst Stefan Kudoke auf. Schon öfter hatten wir die Gelegenheit, mit diesem ganz außerwöhnlichen Uhrmacher zu sprechen und dabei seine Philosophie nicht nur der Uhrmacherei näher kennenzulernen. Sein Anspruch ist es, selbst die ausgefallensten Designwünsche seiner Kunden in die Gestaltung der Uhr und des Uhrwerks zu übersetzen. Dazu werden diese in aufwendigster Detailarbeit skelettiert, veredelt und je nach Kundenwunsch mit verschiedenen Motiven versehen.

Auf der Messe zeigte er uns die neueste Kreation, die „wahre“ Skelettuhr

Stefan Kudoke ließ sich bei der Schaffung seines neuesten Werkes von bis zu 400 Jahre alten historischen Memento-Mori-Uhren inspirieren, die sich mit der Vergänglichkeit der Zeit befassen und ihr symbolisch mit Totenkopf und Knochen Ausdruck verleihen. Dieser Ansatz, kombiniert mit dem Begriff „Skelettuhr“, regte den Uhrmachermeister zur Entwicklung eines einzigartigen Kunst(uhr)werkes an: der „wahren“ Skelettuhr.

Er nahm den Ausdruck wörtlich und formte Teile eines Skelettes, also Knochen und einen Totenkopf, aus den Werksplatinen und -brücken. Die Augenhöhlen des Schädels sind sehr markant und eindrucksvoll mit Diamanten besetzt.

ROLF LANG:

Beim weiteren Rundgang treffen wir auf den Stand von Rolf Lang, Dresden, der erstmals in dieser Form ausstellte.
Rolf Lang, begeht in diesem Jahr sein persönliches Jubiläum, sein 50-jähriges Berufsjubiläum als Uhrmacher, Diplomrestaurator, Prototypenbauer und Konstrukteur und Hersteller hochwertiger mechanischer Uhren.
Rolf Lang war tätig als Chefrestaurator des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden , bei A. Lange & Söhne sowie bei H. Moser & Cie. Später war er als Betriebsleiter der Tutima GmbH in Glashütte über vier Jahre lang verantwortlich für den Firmenaufbau. Dort konnte er im Mai 2012 der Öffentlichkeit die erste in Deutschland entwickelte und geschaffene Minutenrepetition präsentieren.
Erst im März 2012 begann Rolf Lang dann als freischaffender Uhrmacher die lang existierende Vision seiner eigenen Armbanduhr zu verwirklichen und stellt nun die erste eigene Kollektion auf der diesjährigen Baselworld der Öffentlichkeit vor.


Bild: Rolf Lang Dresden, Modell Canalettozeitgetreue Eleganz


Bild: Rolf Lang Dresden, Modell Canaletto Noir


Bild: Rolf Lang Dresden, Modell Canaletto – schlichte Eleganz

Abschließend haben wir uns noch mit der Situation auf dem Markt jener Uhwerkehersteller umgesehen, die hauptsächlich an Drittkunden liefern. Dazu zählt unter anderem auch die zur Festina-Gruppe gehörende Firma SOPROD.

SOPROD:

Die Festina-Gruppe wird bei der Produktion von Uhrwerken eine zunehmend wichtige Rolle einnehmen. Die Voraussetzungen für dieses Vorhaben, welches anlässlich der Baselworld 2014 erstmals deutlich formuliert wurde, sind denkbar gut. Festina beherrscht ähnlich wie die Swatch Group mittlerweile die Herstellung nahezu aller Uhrwerkskomponenten.

Die Swiss Festina Group, als Tochterunternehmen der spanischen Festina Gruppe hat etwas, um das sie viele Konkurrenten beneiden. Nach zahlreichen Zukäufen in den letzten Jahren beherrscht sie sämtliche Produktionsschritte zur Herstellung mechanischer Uhrwerke. Alle Teile, mit Ausnahme von Stosssicherungen, Zugfedern und Lagersteinen werden im Hause gefertigt. Das schließt auch die strategisch wichtigsten Teile, nämlich die Hemmungsbaugruppe und die Spirale mit ein.
Festina, mit Hauptsitz in Barcelona und zu 100% im Eigentum des Spaniers Miguel Rodriguez, hat sich nun auch offiziell für die Vorwärtsstragie ausgesprochen und wird künftig bei der Versorgung der Schweizer Uhrenindustrie mit Werken zu einem ernstzunehmenden Partner. Die beiden Festina-Töchter SOPROD und MHVJ (Manufacture Horlogère Vallée de Joux) produzieren die Uhrwerke und liefern diese hauptsächlich auch an Drittkunden, SOPROD bedient die Nachfrage nach Basisuhrwerke und MHVJ das obere Segment. Die aus der der MHVJ ausgegliederte und neu gegründete MSE stellt für die beiden Schwesterunternehmen die Hemmungsbaugruppen und Unruhspiralen her. Eine Lieferung dieser Einzelkomponenten an externe Kunden ist – anders als bei Nivarox – nicht mehr vorgesehen, es sollen nur noch Komplettuhrwerke vertrieben werden.
Die Gruppe stellte im vergangenen Jahr bereits 170 000 mechanische Werke her. Die Kapazitäten sollen jedoch zügig auf 400.000 Einheiten erhöht werden.
Für die eigenen Marken der Festina Gruppe wird nur ein kleinerer Teil dieser Produktion benötigt und auch nur für die beiden Top-Marken Perrelet und Leroy.

BILD: SOPROD A10-2, Zifferblattseite

Neben der wieder beliebten und vielfach nachgefragten Mondphase, gibt es auf Wunsch künftig auch eine Anzeige der Gangreserve, ein Großdatum oder eine kleine Sekunde;  alles Zusatzfunktionen, die gerade bei höher positionierten Uhren ihren festen Platz haben.

BILD: SOPROD A10-2, Rückseite mit schöner Finissierung und hauseigenem Echappement

Das Basiswerk von SOPROD vom Typ A10 ist zwar rund ein Drittel teurer als ein vergleichbares ETA-Kaliber vom Typ 2892. Aber zahlreiche Hersteller möchten ihren Kunden vermehrt etwas anderes anbieten als die weit verbreiteten Werke von ETA. Und diese sind dann auch bereit, etwas mehr dafür auszugeben. Das kommt jedoch nur für Uhren mit einem Publikumspreis jenseits der EUR 1000.- Marke in Frage.
Im Gegensatz zu Sellita, als direktem Wettbewerber der ETA, hat Festina damit eindeutig die anspruchsvolleren Produkt-Segmente im Fokus. Um diesen Anspruch zu unterstreichen, stellt SOPROD auf der Baselworld 2014 auch eine Reihe zusätzlicher Derivate des mittlerweile bewährten Basiskalibers A10 vor.

Großes Potenzial auch bei Quartz-Werken:
SOPROD ist mittlerweile auch bei Quarzwerken eine feste Größe am Markt, kümmert sich jedoch nicht um das Massengeschäft, sondern vielmehr um den hochwertigen Bereich, bei dem auch die optische Gestaltung eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Hochwertig verarbeitete und finissierte Quartzwerke für den Einsatz in Luxusuhren sind immer noch Mangelware. Hier, wie auch beim künftig vermehrten Einsatz von Elektronik in mechanischen Uhrwerken hat SOPROD noch einiges vor. Ein sicher interessanter Ansatz.

Fassen wir unsere Eindrücke und Erkenntnisse zusammen.

Die Baselworld 2014 konnte auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Rekorde vermelden und eilt so bereits seit Jahren von einem Rekord zum nächsten. Irgendwie gewinnt der kundige Besucher bei allem Glanz und Gloria aber immer mehr den Eindruck, als würde sich das Geschäft langsam aber sicher in der Sättigung befinden, oder gar in eine Sackgasse hineinlaufen.

Die Entwicklung der Preise in den letzten Jahren tat hierzu sicher sein übriges. Für manchen Kunden ist die Schmerzgrenze längst erreicht oder schon überschritten. Entsprechend macht sich im Handel bereits eine Kaufzurückhaltung breit. Auch das Angebot wird immer umfangreicher und unübersichtlicher und last not least glaubt so mancher Hersteller sein Glück jetzt noch im eigenen Manufakturkaliber finden zu müssen. Die Investitionen sind enorm! Ob sich das alles auszahlt und die Gelder den Investoren, seien es nun Banken oder andere, manchmal schwer zu verstehende Konstrukte, das investierte Geld jemals wiedersehen, bleibt abzuwarten. Die Automobilindustrie und ihre Zulieferer haben längst erkannt, dass es sich langfristig nur in Kooperationen überleben lässt. Diese Erkenntnis und Erfahrung ist bei einigen Uhrenherstellern noch nicht angekommen.

Und dann brodelt da im Untergrund noch etwas ganz anderes, nämlich die bereits vieldiskutierte Smart-Watch. Es ist keine Frage ob sie kommt, offen ist lediglich die Frage, wann und in welcher Form sie kommt. Und gerade die jüngere Generation, die bereits mit den Electronic Devices aufwächst, wird es sicher begrüßen, wenn man künftig so ein Ding auch am Handgelenk mit sich führen kann.

Trägt der Kunde von morgen oder auch übermorgen dann das elektronische Teil am rechten Handgelenk und die schöne mechanische Variante weiterhin links, oder bleibt die mechanische Variante unter der Woche in der Schublade und darf dann nur noch am Wochenende das Handgelenk zieren? So recht weiß das noch niemand. Es bleibt in jedem Fall spannend und die nächsten Jahre werden zeigen, wohin die Reise geht. Wir freuen und jedenfalls schon auf die Baselworld 2015.

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2 Kommentare

  1. Hallo ihr lieben, wie immer ein kundiger und schöner rundgang den man hier über die baselworld machen kann ohne seinen schreibtisch zu verlassen. Vielen dank für die viele arbeit und weiter so. Gruss manuel

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  1. Teil 2: Besuch der Baselworld 2014 (Halle 2) | Deutsche Uhrmacher
  2. Teil 1: Besuch der Baselworld 2014 (Halle 1) | Deutsche Uhrmacher

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