Die GRAND COMPLICATION verfügt über ein Schlagwerk mit großem und kleinem Geläut, eine Minutenrepetition, einen Rattrapante-Chronographen mit Minutenzähler und blit-zender Sekunde sowie über einen ewigen Kalender mit Mondphasenanzeige. Anthony de Haas, Direktor Produktentwicklung bei A. Lange & Söhne, beantwortet Fragen zur bislang kompliziertesten Armbanduhr der sächsischen Uhrenmarke.
Die GRAND COMPLICATION eröffnet ein neues Kapitel in der Geschichte von A. Lange & Söhne
1. Was bedeutet die GRAND COMPLICATION für die Marke A. Lange & Söhne?
Mit der Entwicklung der kompliziertesten Armbanduhr, die jemals bei A. Lange & Söhne – und in Deutschland – gebaut wurde, haben wir uhrmacherisches Neuland betreten. Die einzigartige Verbindung von sieben teilweise äußerst seltenen Komplikationen ist nicht nur eine Verbeugung vor der Tradition unserer Marke. Sie markiert zugleich den Beginn einer neuen Ära in der Geschichte von A. Lange & Söhne.
2. Was verstehen Sie unter einer „neuen Ära“?
Die Entwicklung einer Mehrfachkomplikation mit einem der komplexesten Schlag-werke, das darüber hinaus die unverwechselbare Handschrift unserer besonderen sächsischen Uhrmacherkultur trägt, hat unsere Know-how-Basis gestärkt und einen Kreativitätsschub ausgelöst. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass dieses Projekt die Tür für viele neue konstruktive Ideen geöffnet hat.
Die Kalenderanzeigen der GRAND COMPLICATION schalten gleichzeitig ohne Amplitudenabfall.
3. Was war die größte Herausforderung bei der Entwicklung der GRAND COMPLICATION?
Das Projekt war eine abenteuerliche Expedition ins Reich der Komplikationen, wo an jeder Ecke Gefahren lauern. Die größte Herausforderung lag vor allem darin, das perfekte Zusammenspiel mehrerer ausgefeilter Mechanismen mit Hunderten von Teilen zu erreichen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Es galt, einen Abfall der Amplitude zu vermeiden, wenn um Mitternacht alle Anzeigen des ewigen Kalenders geschaltet werden und gleichzeitig das große Geläut schlägt. Das ist uns gelungen. Darüber hinaus könnte der Besitzer im selben Augenblick auch noch den Rattrapan-te-Mechanismus in Gang setzen.
4. Welche Anforderungen muss ein Uhrmacher erfüllen, um das Werk der GRAND COMPLICATION montieren zu können, und wie lange wird er dafür brauchen?
Die Montage stellt extreme Anforderungen an die reibungslose Interaktion kompli-zierter Mechanismen. Nur die talentiertesten und erfahrensten Uhrmacher sind in der Lage, die Herausforderungen zu meistern, die mit der Montage eines derart kom-plexen, aus 876 Teilen bestehenden Uhrwerks verbunden sind. Und selbst sie werden dafür ein ganzes Jahr brauchen. Das erfordert ein Höchstmaß an Konzentration, Erfahrung, Fingerspitzengefühl – und sehr viel Geduld.
5. Was geschieht während der relativ langen Montagedauer?
Die Montage, die ein Jahr dauert, beinhaltet aufwendige und umfassende Prüfverfahren. Zum Beispiel wird das Schlagwerk Tag und Nacht überwacht. Die Schläge wer-den über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg aufgenommen. Dann wird die Aufnahme ausgewertet, damit zu sehen ist, ob der Mechanismus jede Viertelstunde richtig wiedergibt. Wenn nicht, muss er wieder demontiert, neu justiert, zusammengebaut und erneut auf einwandfreie Funktion hin getestet werden. „Frei ohne Spiel“ lautet das physikalisch eigentlich unmögliche Ideal, das beim Schlagwerk das Zusammenspiel beweglicher Teile regiert.
6. Warum wurde diese für die Geschichte der Manufaktur so wichtige Uhr ausgerechnet 2013 vorgestellt?
Das Jahr 2013 ist unserem uhrmacherischen Erbe gewidmet. „Unique by tradition“ lautet deshalb unser Jahresthema. Ihre Geschichte hat A. Lange & Söhne zu einer einzigartigen Marke gemacht, die ihren eigenen Weg geht und stets da-nach strebt, die eigenen Leistungen zu übertreffen. Die GRAND COMPLICATION verkörpert diesen Gedanken auf eine geradezu perfekte Weise.
7. Welche Botschaft sendet A. Lange & Söhne mit der GRAND COMPLICATION?
Mehr als in jeder anderen Uhr, die jemals bei A. Lange & Söhne gebaut worden ist, manifestiert sich in der GRAND COMPLICATION das Bestreben unserer Produktentwickler und Meisteruhrmacher, bis an die äußersten Grenzen der mechanischen Uhrmacherei zu gehen. Dar-über hinaus beinhaltet diese Uhr ein Versprechen: Dem Anspruch, niemals stillzustehen, werden wir auch in Zukunft gerecht werden, indem wir die Uhrenwelt mit immer neuen spannenden Entwicklungen bereichern.
Die GRAND COMPLICATION hat die Tür zu neuen Ideen und Konstruktionen geöffnet.
8. Was können wir nach der GRAND COMPLICATION von A. Lange & Söhne erwarten?
Grundsätzlich kommentieren wir unsere zukünftigen Entwicklungen nicht. Gleich-wohl lässt sich sagen, dass wir ständig an einer ganzen Reihe von Entwicklungsprojekten arbeiten. Wir sehen ein anhaltendes Interesse an Zeitmessern mit anspruchsvollen Komplikationen. Diesen Trend haben wir frühzeitig aufgegriffen und in den vergangenen zwei Jahrzehnten viele innovative und interessante Konstruktionen hervorgebracht. Mit attraktiven neuen Zeitmessern werden wir die Nachfrage weiterhin bedienen. Mit anderen Worten: Wir werden unsere Produktpolitik, die auf uhrmacherischen Spitzenleistungen und auf höchster Handwerkskunst basiert, fortsetzen.
9. In welchem Verhältnis steht die GRAND COMPLICATION zur Taschenuhr Nr. 42500, die Lange vor drei Jahren präsentiert hat?
Die GRAND COMPLICATION ist eine eigenständige Entwicklung, die in technischer und handwerklicher Hinsicht neue Perspektiven eröffnet. Die technischen Highlights sind von der Tradition uhrmacherischer Komplikationen inspiriert, die das Renommee von A. Lange & Söhne im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert begründet haben. Die Taschenuhr Nr. 42500 ist vielleicht das prominenteste und anspruchsvollste Bei-spiel dafür. Die Erkenntnisse, die wir während der Restaurierung der Uhr gewinnen konnten, haben uns neue Impulse gegeben. Das Gleiche gilt übrigens für die Entwicklung der GRAND COMPLICATION.
10. Wie rechtfertigt sich der Preis von fast zwei Millionen Euro?
Bei dem Preis muss man berücksichtigen, dass unser Produktentwicklungsteam sieben Jahre lang intensiv daran gearbeitet hat, alle technischen Herausforderungen zu meistern, die mit der Konstruktion und dem Bau eines so außergewöhnlichen Zeitmessers verbunden sind, und dass die gesamte Serie aus nur sechs Exemplaren besteht.
Das Lange-Manufakturkaliber L1902 der GRAND COMPLICATION
11. Stimmt es, dass die Gesamtauflage von sechs Exemplaren bereits ausverkauft ist?
Es trifft zu, dass die Zahl der Sammler von A. Lange & Söhne, die ernsthaft am Kauf der GRAND COMPLICATION interessiert sind, die Menge der verfügbaren Uhren übersteigt. Aber wir haben noch nicht entschieden, wer von den potenziellen Käufern am Ende ein Exemplar erhalten wird. Leider lässt sich die Menge nicht erhöhen, weil wir sonst auf Jahre hinaus Kapazitäten binden würden, die wir für neue Projekte brauchen.
Über A. Lange & Söhne
Der Dresdner Uhrmacher Ferdinand A. Lange legte mit der Gründung seiner Uhrenmanufaktur 1845 den Grundstein für die sächsische Feinuhrmacherei. Seine hochwertigen Taschenuhren sind bei Sammlern in aller Welt noch immer heiß begehrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen enteignet und der Name A. Lange & Söhne geriet beinahe in Vergessenheit. Im Jahr 1990 wagte Walter Lange, der Urenkel von Ferdinand A. Lange, den Neubeginn. Heute werden bei Lange pro Jahr nur wenige Tausend Armbanduhren aus Gold oder Platin hergestellt. In ihnen arbeiten ausschließlich selbstentwickelte und aufwendig von Hand dekorierte und montierte Uhrwerke. Mit über 40 Manufakturkalibern konnte A. Lange & Söhne sich in wenig mehr als 20 Jahren eine Spitzenposition unter den besten Uhrenmarken der Welt sichern. Zu den größten Erfolgen zählen innovative Zeitmesser wie die LANGE 1 mit dem ersten Großdatum in einer Serienarmbanduhr und die ZEITWERK mit einer exakt springenden Ziffernanzeige von beispielhafter Klarheit. Beide Modelle sind mittlerweile zu Ikonen der traditionsreichen Marke geworden.
Links:
- Webseite – A.Lange & Söhne
- A.Lange & Söhne im DEUTSCHEN UHRENPORTAL
- Beiträge über A. Lange & Söhne im Blog DEUTSCHE UHRMACHER
- Bilder zu A. Lange & Söhne in der Galerie “UHRMACHERKUNST”
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An interview about a masterpiece: the Grand Complication
The Grand Complication features both a grande and petite sonnerie, minute repeater, a chronograph with rattrapante as well as flying seconds and a perpetual calendar. Anthony de Haas, Director Product Development, answers questions on the most complicated wristwatch ever crafted by A. Lange & Söhne.
The GRAND COMPLICATION opens a new chapter in the history of A. Lange & Söhne.
1. What does the Grand Complication mean for A. Lange & Söhne?
With the development of the most complicated wristwatch ever built by A. Lange & Söhne – and in Germany – we entered uncharted territory in the domain of horology. The unique combination of seven, some very rare, complications is not only a tribute to the tradition of our brand, but marks above all the beginning of a new era in the history of A. Lange & Söhne.
2. What do you mean by ‘a new era’?
The building of this multiple complication with the most complex of chiming mechanisms that bears the distinctive signature of our unique Saxon watchmaking culture has expanded our knowledge and released a lot of creativity. It is not an exaggeration to say that this project has opened the gate to many new ideas and designs.
The calendar indications of the GRAND COMPLICATION switch simultaneously without loss of amplitude.
3. What was the biggest challenge in the development of the Grand Complication?
The project was an adventurous expedition into the universe of complexity where danger lurks on every corner. It imposed extreme requirements on the perfect interaction of many intricate mechanisms and hundreds of parts. To give an example, we had to avoid any loss of amplitude when at midnight all indications of the perpetual calendar are switching and the grande sonnerie is striking simultaneously. We succeeded in mastering this challenge and have even made it possible for the owner of the timepiece to operate the rattrapante mechanism at the same time.
4. What is required of watchmakers to assemble the movement of the Grand Complication and how long does it take them?
Assembly must adhere to exacting requirements in terms of precision and the perfect interaction of intricate mechanisms. Only the most talented and experienced watchmakers will be able to master the challenges associated with assembling the movement and its 876 parts. Even the most experienced watchmakers will take about a year to accomplish the mission. It requires the highest level of concentration, experience and sensitivity – and a lot of patience.
5. What happens during this rather long period of assembly?
The assembly time of one year includes above all elaborate and comprehensive test procedures. For example, the chiming mechanism is monitored day and night. In turn, this recording has to be evaluated to check whether the mechanism has been chiming correctly every single quarter. If not, it has to be dismantled, adjusted, assembled and checked again to see if it is functioning properly. ‘Free, with no shake’ is the mantra that governs the interplay between the moving parts of a chiming mechanism.
6. Why did you choose 2013 to present this fundamental piece in the history of the manufactory?
This year is dedicated to our horological heritage. ‘Unique by tradition’ is the theme we have chosen for 2013. By tradition, A. Lange & Söhne is a unique brand that follows its own path and in doing so constantly tries to outperform its own achievements. The Grand Complication is the perfect embodiment of this idea.
7. What is the message that A. Lange & Söhne is sending with the Grand Complication?
More than any other watch ever built by A. Lange & Söhne the Grand Complication manifests the endeavour of our product developers and master watchmakers to extend the boundaries of fine mechanical watchmaking. And what is more, it contains a promise to our collectors: our ambition to never stand still will keep us committed to enriching the world of fine watchmaking with meaningful contributions.
The GRAND COMPLICATION has opened the gate to new ideas and designs
8. After the Grand Complication, what can we expect from A. Lange & Söhne in the future?
As a matter of principle, we do not comment on future developments. However, we are constantly working on a number of product development projects. There is an unrelenting demand for timepieces with sophisticated complications. We have responded to this trend in the past two decades with many exciting developments and we will have attractive new products to address it in the future. In other words: we will continue our product policy of watchmaking excellence and unmatched craftsmanship.
9. How does the Grand Complication compare to the pocket watch No. 42500 that Lange presented three years ago?
The Grand Complication is an independent development that opens new gates as regards technical and manual demands. The technical highlights are inspired by the tradition of horological complications that A. Lange & Söhne took to new levels in the late 19th and early 20th century. The pocket watch No. 42500 is perhaps the most prominent and sophisticated example. The know-how acquired during its restoration provided valuable insights and sparked new impulses. The same holds true for the development of the Grand Complication.
10. How does the Grand Complication command its price of almost two million euros?
Looking at the price one has to bear in mind that it took our product developers seven years to master all of the technical challenges involved in the design of this exceptional timepiece and that the entire series consists of six pieces only.
11. Is it true that all six pieces have been sold?
It is true that the number of serious A. Lange & Söhne collectors interested in the watch is higher than the supply. But it has not been decided yet which of the potential buyers will eventually receive one. Unfortunately, we cannot produce more Grand Complications as it would tie up capacities that we need for our new projects.
The Lange manufacture calibre L1902 of the GRAND COMPLICATION
About A. Lange & Söhne
When Ferdinand A. Lange, a Dresden watchmaker, established his watch manufactory in 1845, he laid the cornerstone of Saxony’s precision watchmaking. His precious pocket watches remain highly coveted among collectors all over the world. The company was expropriated after World War II, and the name A. Lange & Söhne nearly fell into oblivion. In 1990, Ferdinand A. Lange’s great-grandson Walter Lange had the courage to relaunch the brand. Today, Lange crafts only a few thousand wristwatches in gold or platinum per year. They are endowed exclusively with proprietary movements that are lavishly decorated and assembled by hand. In a period of little more than 20 years, A. Lange & Söhne developed over 40 manufacture calibres and secured a top-tier position among the world’s finest watch brands. Its greatest successes include innovative timekeeping instruments such as the LANGE 1 with the first outsize date in a series produced wristwatch as well as the ZEITWERK with its supremely legible, precisely jumping numerals. Meanwhile, both models have become icons of a brand rich in tradition.
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